Ein alter Freund hatte mir mal eine sehr interessante Geschichte erzählt. Er machte zu diesem Zeitpunkt eine Ausbildung bei einer Bank.
Da kam oft die gleiche Art von Kunde rein. Gut gekleidet. Umhängetasche von LV, teure Schuhe und eine Rolex, die viel zu groß für sein Handgelenk war.
Man könnte meinen, dieser Kunde ist finanziell erfolgreich. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Er wurde zu einem persönlichen Termin eingeladen gebeten, um seine „finanzielle Situation“ zu besprechen.
Sein Dispo war bereits vierstellig rot. Dazu kamen noch 3 Konsumentenkredite, die im höheren vier- bis fünfstelligen Bereich lagen.
Sein Monatsgehalt war gar nicht mal so schlecht, nur musste er die Hälfte seines Nettoeinkommens für seine Schuldentilgung aufwenden.
Das hat ihn aber nicht dazu veranlasst, sparsamer zu leben. Im Wochentakt konnte man auf seinem Konto Abbuchungen von der lokalen Spielothek sehen.
Hier mal 300 Euro, da mal 500 Euro. Ein Statussklave, der sich selbst zusätzlich bei der Bank versklavt hat.
Während seiner Zeit bei dieser Bank gab es einen Vorfall, der ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist.
Morgens kam immer ein älterer Mann in die Filiale, der wie ein Obdachloser aussah. Ledrige, schmutzige Haut. Zerrissene Hose und ein labbriges, löchriges T-Shirt.
Obdachlose gab es in der Umgebung reichlich, da wir in Bahnhofsnähe unseren Standort hatten.
Er kam also in die Bank, hat sich im Wartebereich einen Kaffee gemacht und dann dort die neuste Ausgabe vom Handelsblatt gelesen, die jeden Tag neu von der Bank für die Kunden im Wartebereich zur Verfügung gestellt wird.
Als er seinen Kaffee ausgetrunken und die Zeitung zu Ende gelesen hatte, stand er auf und verließ die Bankfiliale wieder.
Mein Freund fragte daraufhin seinen Vorgesetzten, warum man einen Obdachlosen hier einfach so Kaffee trinken und Zeitung lesen lässt.
Sein Vorgesetzter entgegnete ihm daraufhin, dass dieser „Obdachlose“ ein Bankguthaben von über 7 Mio. Euro hat.
Geld schreit, Reichtum flüstert.