Reich werden und bleiben: Ihr Wegweiser zur finanziellen Freiheit - Rainer Zitelmann

Meine Empfehlung:

8

/10

„Reich werden und bleiben“ ist eine Zusammenfassung zahlreicher Studien über reiche und wohlhabende Menschen. Rainer Zitelmann schreibt dabei sehr leserfreundlich. Aber auch den ein oder anderen Hieb gegen den sozialistischen/kommunistischen Zeitgeist ließ er sich nicht nehmen. Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist jetzt nicht unbedingt ein Muss, aber doch eine schöne Lektüre.

Meine Notizen:

Die Studie ist hochinteressant, denn sie zeigt, aus welchen Gründen Menschen in Deutschland vermögend bzw. reich werden. Das wichtigste Ergebnis: Es ist nicht leicht, als Angestellter in abhängiger Beschäftigung reich zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, sehr hohe Erwerbseinkommen zu erzielen, liegt insgesamt für Selbstständige um ein Vielfaches höher als für abhängig Beschäftigte. Die Studie belegt, dass sich abhängig Beschäftigte schwer tun, ein Vermögen aufzubauen. Für Freiberufler ist es schon eher wahrscheinlich, dass sie zu Reichtum gelangen. Doch ist »vor allem Unternehmertum ein Garant für sehr hohe Vermögen. Die Durchschnittsvermögen steigen enorm mit der Relevanz von Unternehmertum an: Haushalte, die auf diesem Weg reich wurden, haben ein um durchschnittlich 2,5 Millionen höheres Durchschnittsvermögen als Haushalte, in denen dieser Aspekt keine Rolle spielte«.

Abhängige Beschäftigung, also die Arbeit als Angestellter, so das übereinstimmende Ergebnis aller Studien, erweist sich selten als »Reichtumsquelle«. Zwischen Angestellten und Unternehmern stehen die Freiberufler, also Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater usw. Eine freiberufliche Selbstständigkeit »lohnt sich also zwar sehr, um entweder von der Mittelschicht in den Wohlstand oder vom Wohlstand in den fragilen Reichtum aufzusteigen. Um den Zustand des stabilen Reichtums zu erreichen, ist sie allerdings ungeeignet«. Freiberufler haben im Vergleich zu unselbstständig Beschäftigten immerhin eine mehr als 3,5-fache, Unternehmer sogar eine 4,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit, wohlhabend zu sein, anstatt »nur« ein überdurchschnittlich hohes Einkommen zu erzielen.

Erbschaften, so zeigt Böwing-Schmalenbrock, spielen ebenfalls eine Rolle, aber sie sind bei Weitem nicht so wichtig wie die Erwerbstätigkeit. In mehr als der Hälfte der reichen Haushalte dominiert die Erwerbstätigkeit als Reichtumsquelle gegenüber Erbschaften.

Bei den Superreichen, also den Milliardären in Deutschland, spielt Erbschaft eine wichtigere Rolle – sowohl im Vergleich zu den »einfachen« Millionären und Multimillionären wie auch im internationalen Vergleich. Durch Arbeit und Selbstständigkeit wurden nur 36 Prozent der reichsten Deutschen reich, so zeigt Wolfgang Lauterbach, während Erbschaft bei 56 Prozent eine Rolle spielte. Weltweit spielte Erbschaft nur in 22,4 Prozent der Fälle eine Rolle, Arbeit und Selbstständigkeit dagegen bei 73 Prozent.

Die »Verträglichkeit« mit den Mitmenschen ist dagegen bei Unternehmern geringer ausgeprägt als bei der Mittelschicht. Während 69 Prozent der Personen aus der Mittelschicht als besonders verträglich gelten, sind es bei Unternehmern nur 60 Prozent. Das Umgekehrte gilt dagegen für Angestellte, die überdurchschnittlich gut verdienen: Sie sind deutlich verträglicher – nicht nur als die Unternehmer, sondern auch als die Mittelschicht. Um Karriere als Angestellter zu machen, muss man also in höherem Maße als der Durchschnitt anpassungsfähig und sozial verträglich sein, während für Unternehmer die Konfliktfähigkeit die wichtigere Eigenschaft ist.

Zwei Drittel der Reichen, die Böwing-Schmalenbrock in ihrer Dissertation untersucht hat, haben mindestens einmal im Laufe des Erwerbslebens den Beruf gewechselt. Es handelt sich hierbei wohlgemerkt nicht um einen bloßen Wechsel des Arbeitgebers, sondern gemeint ist damit, dass aktuell ein anderer Beruf ausgeübt wird als der, den man einmal gelernt hat. Das trifft für über 91 Prozent der Unternehmer zu, aber nur für weniger als 40 Prozent der Erwerbstätigen aus der Mittelschicht. »Die Aufstiegschance in den Wohlstand«, so zeigt die Untersuchung, »erhöht sich … um das Sechsfache, wenn im Laufe des Erwerbslebens der Beruf gewechselt wird«.

Um erfolgreicher Unternehmer zu werden, helfe das traditionelle BWL-Studium nicht viel, so Faltin. Die eine Hälfte der Betriebswirtschaftslehre, so kritisiert er, betreffe so banale Dinge, dass man sie auch ohne sie begreife, und die andere Hälfte sei so aufwendig, dass sie keinen Nutzen stifte. BWL- und MBA-Studiengänge bereiteten die Studenten eher auf die Arbeit in sehr komplexen Großunternehmen vor als auf eine unternehmerische Tätigkeit.

Wer erfolgreich ein Unternehmen gründen will, muss laut Professor Faltin Folgendes leisten: 1.Er muss klare Marktvorteile herausarbeiten. Es muss sich um erhebliche Marktvorteile handeln, die für den Kunden auch sofort und deutlich erkennbar sein müssen. 2.Er muss sich einen Vorsprung vor Imitatoren sichern. 3.Er muss sich vor wirtschaftlicher oder technischer Veralterung schützen. 4.Er muss den Finanzierungsaufwand minimieren. 5.Das Marketing muss integraler Bestandteil des Designs sein.

»Wenn es als Angestellter schwierig ist, ein wirkliches Vermögen aufzubauen, dann werde ich eben Unternehmer.« Wenn Sie ein sicherheitsorientierter Mensch sind, ist es möglicherweise für Sie richtiger, sich zu 100 Prozent auf die Karriere im Management eines Unternehmens zu konzentrieren, dabei konsequent zu sparen und intelligent zu investieren, um damit ein Vermögen aufzubauen.

Ein guter Verkäufer muss:

ein Sympathieträger sein. Ohne eine gewinnende, sympathische Ausstrahlung, die andere Menschen für Sie einnimmt, werden Sie kein guter Verkäufer.

ein hervorragender Netzwerker sein. Er muss offen sein, überall neue Menschen kennenzulernen, und sein Netzwerk ständig erweitern.

über hohe Frustrationstoleranz verfügen. Die entscheidende Fähigkeit des Verkäufers ist es, bei einem »Nein« nicht aufzugeben. Für den guten Verkäufer fängt das Verkaufsgespräch bei einem »Nein« erst an. Der gute Verkäufer weiß, dass er viel mehr »Neins« als Zusagen bekommt, bevor er einen Verkauf besiegeln kann.

über ein hohes Maß an Empathie verfügen, sich in andere Menschen hineinfühlen und sehr gut zuhören können – und zugleich in der Lage sein, das Verkaufsgespräch tatsächlich bis zum Abschluss zu bringen, also die Unterschrift des Kunden zu bekommen.

über ein hohes Selbstbewusstsein verfügen. Denn ohne dieses Selbstbewusstsein wird er die notwendige Frustrationstoleranz nicht aufbringen können.

über ein angemessenes Fachwissen verfügen. Je teurer die Produkte sind, die er verkauft, desto wichtiger wird auch diese Eigenschaft. Niemand kann große Gewerbeimmobilien im Wert von Hunderten von Millionen Euro oder milliardenschwere Unternehmen verkaufen, der nicht über ein umfassendes Fachwissen verfügt.

Anders formuliert: Die Sicherheit des Top-Verkäufers beruht auf seinem Selbstbewusstsein und nicht auf gesetzlichen Regelungen zum Kündigungsschutz. Er kennt seine Fähigkeiten und vertraut darauf, dass er auch im folgenden Monat wieder genügend Abschlüsse machen wird, um hervorragend zu verdienen. Und er weiß, dass gute Verkäufer immer und zu jeder Zeit gebraucht werden – auch und gerade in Zeiten der Rezession, wo es umso wichtiger für die Betriebe ist, in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld dennoch Aufträge an Land zu ziehen.

Nirgendwo sonst haben auch Personen, die nicht studiert haben, eine so gute Chance, so viel zu verdienen wie im Vertrieb. Denn formale Bildungsvoraussetzungen, etwa gute Noten bei einem Universitätsstudium, spielen im Verkauf keine Rolle. Deshalb ist der Vertrieb ein Bereich, in dem sozialer Aufstieg leichter möglich ist als in Berufen, für die ein guter akademischer Abschluss Voraussetzung ist. Auch wenn Sie nicht im engeren Sinne Verkäufer sind, müssen Sie lernen, zu verkaufen.

Weder die Größe eines Unternehmens, mit dem man zusammenarbeite, noch die Dauer der Zusammenarbeit seien entscheidend dafür, ob sich Vertrauen aufbaue, so ein Ergebnis der Studie. »Es ist also zweitrangig, wie lange man schon mit einem Unternehmen zusammenarbeitet, sofern der Kontakt schon länger besteht. Unter diesen Vorzeichen erstaunt es kaum, dass mit dem Stellenwechsel wichtiger Entscheidungsträger häufig auch ein Teil des Kundenstamms verloren geht.«

Von John D. Rockefeller, einst der reichste Mann der Welt, stammt der Ausspruch: »Meinen Erfolg im Leben verdanke ich vor allem meinem Vertrauen in Menschen und meiner Fähigkeit, in anderen Vertrauen zu mir zu wecken.«

»Mit schlechten Leuten macht man keine guten Geschäfte.«

»Wenn Sie sich auch nur ansatzweise die Frage stellen: ›Kann ich diesem Menschen vertrauen?‹, verlassen Sie lieber gleich den Verhandlungstisch und wenden Sie sich ehrlicheren Leuten zu, um mit ihnen Geschäfte zu machen. Wenn Sie Zweifel hegen, ob Ihr Fallschirm aufgeht, dann springen Sie nicht aus dem Flugzeug, und wenn Sie sich der Integrität Ihres Geschäftspartners nicht sicher sind, dann handeln Sie lieber nicht mit ihm.«

Warren Buffett war stets der Meinung, die wichtigste Eigenschaft, bei der man keinerlei Kompromisse dulden könne, sei Ehrlichkeit. »Wenn Sie jemanden einstellen wollen, achten Sie auf drei Eigenschaften: Ehrlichkeit, Intelligenz und Tatkraft. Die wichtigste der drei ist die Ehrlichkeit. Wenn die nämlich fehlt, bringen die beiden anderen, Intelligenz und Tatkraft, Sie um«,

Es geht für Buffett nicht nur darum, ob eine Handlung legal ist, sondern auch, ob sie ganz generell ethischen Maßstäben gerecht wird. Wenn Ihnen also jemand einredet, um reich zu werden, müssten Sie unehrlich sein und andere über den Tisch ziehen, so sollten Sie das nicht glauben. Unehrlichkeit im Geschäftsleben ist vor allem auch ein untrügliches Zeichen von mangelndem Selbstvertrauen, denn derjenige, der unehrlich ist oder gar kriminell wird, um reich zu werden, traut es sich ganz offenbar nicht zu, auf ehrliche Weise dieses Ziel zu erreichen. Denn warum sonst sollte er dieses Risiko eingehen? »In der Mitte des Spielfelds ist jede Menge Geld zu verdienen. Es gibt keinen Grund, an seinem Rand zu spielen«, so Buffett.

»Die Reichen in Deutschland geben sich nur selten einem derart ostentativen Luxuskonsum hin wie ihre Standesgenossen in anderen Weltregionen. Auch reiche Müßiggänger gibt es in Deutschland kaum. Die deutsche Oberschicht definiert sich quer durch alle Milieus vor allem über ihre Arbeit.«

Vielen Menschen fällt Sparen schwer, denn zu sparen bedeutet ja für die Gegenwart zugunsten der Zukunft auf Genuss zu verzichten. Beim Sparen ist es wie beim Essen: Die Sünden der Gegenwart summieren sich sukzessive auf, und umgekehrt führt die in der Gegenwart gezeigte Disziplin langfristig zu den ersehnten Ergebnissen – also zu einem hohen Vermögen oder zu einer guten Figur.

Es gibt Multimillionäre, die durch sehr große Sparsamkeit – man könnte auch sagen: durch Geiz – reich geworden sind und die sich dieses Verhalten auch nicht abgewöhnen können, wenn es gar nicht mehr notwendig ist. Ich erinnere mich an meine Zeit als Student. Einer unserer Kommilitonen war schon über 60 Jahre alt, er war Multimillionär und besaß zahlreiche Häuser. Er kam jedoch immer auf einem verrosteten Fahrrad und mit einer alten, unansehnlichen Aktentasche. Selbst der Erwerb eines Reclam-Büchleins für einige Mark war ihm zu teuer – er lieh sich das lieber in der Bibliothek. Auch wenn Sie sparen sollen, heißt das nicht, dass Sie als Millionär wie ein Bettler leben sollten.

Viele Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr erreichen können, und unterschätzen, was in zehn Jahren möglich ist.

Je ineffizienter ein Markt ist und je mehr Sie von diesem Markt verstehen und je besser Ihre Fähigkeit ist, künftige Entwicklungen vorauszusehen, desto weniger sind Sie darauf angewiesen zu diversifizieren. »Diversifikation ist eine Vorsichtsmaßnahme gegen Ignoranz. Sie ist nicht nötig für die, die wissen, was sie tun«,

Er demonstriert den Trugschluss, dass Risiko sich durch die Volatilität messen lasse, am folgenden Beispiel: Angenommen, eine Aktie steigt in einem Monat um 10 Prozent, im nächsten Monat um 5 Prozent und im darauffolgenden Monat um 15 Prozent. Ein Investment in diese Aktie wäre auf Basis der Standardabweichung der monatlichen Erträge als riskanter einzustufen als eine Aktie, die in jedem Monat kontinuierlich um 15 Prozent fällt. Während der Besitzer der vermeintlich »riskanten« Aktie jedoch 32,8 Prozent verdient, verliert der Anleger der zweiten Aktie im gleichen Zeitraum 38,6 Prozent. Der Autor fügt ironisch hinzu: Der zweite Anleger, der also erheblich verliert, »kann sich jedoch damit trösten, dass dieser Verlust ›risikolos‹ zustande kam, denn die Standardabweichung ist in seinem Fall null«.

»Risiko als Volatilität zu definieren, widerspricht – ungeachtet der weiten Verbreitung dieser Praxis – schlicht dem gesunden Menschenverstand. Denn die Standardabweichung oder der Beta-Faktor haben nichts mit dem zu tun, was der Börsenpraktiker als sein eigentliches Risiko betrachtet: die Möglichkeit, Verluste zu erleiden.«

Buffett und sein Partner Charlie Munger lehnten die Definition von Risiko als Volatilität als »nonsense« ab. Für die beiden hatte Risiko vor allem damit zu tun, ob man Geld verliert oder nicht. Zudem war ihrer Meinung nach das Risiko »untrennbar mit der geplanten Haltedauer eines Assets verbunden«. Wer langfristig denkt und ein Asset langfristig hält, braucht sich nicht für die Volatilität zu interessieren.

Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die ausländischen Anlagen umso geringer sind, je größer der Patriotismus ist. Ein zehnprozentiger Rückgang des Patriotismus in den Vereinigten Staaten, so die Autoren, würde eine Zunahme von 260 bis 440 Milliarden Dollar in ausländischen Investments bedeuten. Die amerikanische Regierung erkannte diese Zusammenhänge intuitiv und taufte nach den Anschlägen des 11. September 2001 einen Teil ihrer Staatsanleihen in »Patriot Bonds« um. Das Verkaufsvolumen stieg daraufhin um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Psychologen haben Experimente gemacht und einer Gruppe von Teilnehmern ein Blatt vorgelegt, das viele Punkte zeigte. Die Teilnehmer sollten sagen, welche die längste und welche die kürzeste Verbindungslinie zwischen jeweils zwei Punkten sei. Wenn die Mehrheit (das waren Komplizen der Psychologen, die das Experiment arrangierten) behauptete, die in Wahrheit längste Verbindungslinie sei die kürzeste, schlossen sich die meisten Versuchsteilnehmer (also jene, die nicht »eingeweiht« waren) dieser Mehrheitsmeinung an.

Die meisten Menschen denken nicht sehr langfristig, sonst gäbe es nicht so viele Raucher und so viele Übergewichtige. Die kurzfristige Belohnung wiegt schwerer als die Furcht vor langfristigem Schaden. Bei der Aktienanlage – und generell bei allen Kapitalanlagen – verhält es sich auch so.

Hier liegt ein entscheidender Schwachpunkt bei institutionellen Investoren. Die Entscheider dort sind keine Unternehmer, deren oberstes Bestreben es ist, das Richtige zu tun. Es sind Angestellte, deren oberste Maxime meistens lautet, nicht das Falsche zu tun. Nicht der Erfolg, sondern die Vermeidung von Misserfolg ist ihre erste Handlungsmaxime.

»Zu kaufen, wenn andere verzweifelt verkaufen, und zu verkaufen, wenn andere gierig kaufen, erfordert größte innere Stärke und macht sich am meisten bezahlt.«

Im deutschen Fernsehen wird gerne Dirk Müller gezeigt, bekannt als »Mr. DAX«. Im Januar 2009 veröffentlichte er das Buch Crashkurs, in dem er warnte: »Aktien und Aktienfonds

gehören in diesen unsicheren Zeiten einfach nicht ins Depot.« Das Buch stand mehrere Wochen auf Platz 1 der Bestseller-Liste des Spiegel, aber die Anleger, die dem Rat von »Mr. DAX« folgten, waren schlecht beraten. Denn vom Erscheinen des Buches im Januar 2009 bis zum März 2015 konnte sich der DAX von 4171 bis auf 12,167 Punkte fast verdreifachen. Dennoch wird »Mr. DAX« heute von einer Fondsgesellschaft als ganz besonders weitsichtiger Experte vermarktet.

Es gibt »Gurus«, die ganz generell als ausgemachte »Pessimisten« oder »Crash-Propheten« gelten, ebenso wie andere, die sich als hartgesottene Optimisten positioniert haben. In Zeiten, in denen die Aktienkurse sinken, geben die Medien gerne den »Crash-Propheten« ein Forum, in Zeiten steigender Aktienkurse kommen dagegen verstärkt die Optimisten zu Wort. Dadurch werden Anleger in die Irre geführt, und es verstärkt sich der Trend zum prozyklischen Investment.

Wer Anlage-Moden folgt und dort investiert, wo alle anderen es auch tun, glaubt zwar, dies sei besonders sicher, aber in Wahrheit geht er damit ein hohes Risiko ein und wird selten Geld verdienen. Wer den Mut hat, auch gegen den Strom zu schwimmen, und bestimmte Entwicklungen an einem Immobilienmarkt besser vorhersieht als andere Investoren und deshalb günstiger einkauft, der kann in diesem Segment erhebliche Gewinne erzielen.

Langfristige Untersuchungen zeigen jedoch, dass die realen Renditen mit Rohstoff-Investments unterhalb von Aktien- oder Anleiherenditen lagen.

»Tatsächlich tun die meisten erfolgreichen Investoren während des größten Teils der Zeit nichts. Verwechseln Sie Bewegung nicht mit Action. Sie müssen wissen, wann Sie einfach dasitzen und abwarten sollten.«

Der legendäre Investor Jim Rogers, der zusammen mit George Soros den Quantum-Hedgefonds gemanagt hatte, sagte mir mehrfach in Gesprächen, der gefährlichste Zeitpunkt für einen Investor sei genau der, nachdem er eine oder gar mehrere sehr erfolgreiche Investitionen getätigt habe. Denn dann halte man sich leicht für unfehlbar und habe den unwiderstehlichen Drang, gleich die nächste Investition ins Auge zu fassen. Diesem Drang, so Rogers, müsse man unbedingt widerstehen und lieber eine Zeit lang gar nichts machen, die Märkte beobachten und auf den richtigen Moment warten. So hat er meist gehandelt und damit mehrere Hundert Millionen Dollar verdient.

In Deutschland ist dieses Verhalten sicher noch stärker ausgeprägt als in den USA, weil hierzulande eine Pleite von der Gesellschaft eher als Ausdruck des »Versagens« gewertet und vom Unternehmer als Schmach empfunden wird. Die Amerikaner sehen das anders. Ein geflügeltes Wort dort lautet, dass man denjenigen, der nicht auch schon einmal gestrauchelt sei, als Unternehmer nicht ernst nehmen könne.

Die 2 Billionen Euro Staatsschulden, die Deutschland offiziell angehäuft hat, sind tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs. Der Gesetzgeber hat Leistungsgesetze für die heute in Deutschland lebenden Menschen verabschiedet, für die eine zusätzliche Deckungslücke von rund 7 Billionen Euro besteht. Allein die Pensionszusagen an die heute im Dienst befindlichen Beamten summieren sich auf 942 Milliarden Euro, wobei Zahlungen an Witwen und Beihilfen für die Gesundheitsvorsorge nicht enthalten sind. Bei der Rentenversicherung beträgt die Deckungslücke inzwischen eine Billion Euro. Eine weitere Komponente der erschreckend hohen impliziten Staatskosten ist das Gesundheitswesen. Um die Krankenkosten im Alter für die heute lebenden Menschen auf dem bisherigen Niveau bezahlen zu können, müssten bei den Krankenkassen Rücklagen von einer weiteren Billion bestehen. Tatsächlich gibt es diese Rücklagen jedoch nicht. Das allein ist schon eine erschreckende Bilanz, aber sie wird noch erschreckender, wenn man berücksichtigt, dass Deutschland vor einem – auch im Vergleich zu anderen Ländern – dramatischen Bevölkerungsrückgang steht.

In seinem Roman Buddenbrooks hat Thomas Mann den langsamen Niedergang einer wohlhabenden und angesehenen Lübecker Kaufmannsfamilie eindrucksvoll beschrieben. Die »Gerechtigkeit« wird wiederhergestellt, wenn die Erben sich als unfähig erweisen. Dauerhaft bleibt das Geld nur bei dem, der es wirklich auch »verdient«.

»Die Forderung nach sozialer Gleichheit ist ein Mittel, um diesen Zweck zu erreichen. So edel sie sich auch anhört und so gut sie von manchen Philanthropen tatsächlich gemeint sein mag, so verbirgt sich dahinter oft doch nichts anderes als ökonomischer Neid.«

Wer seinen Neid auf die Reichen also richtig »verpackt«, nämlich als Forderung nach »sozialer Gerechtigkeit«, darf sich gewiss sein, dass seine Motive Anerkennung in der Gesellschaft finden und als ehrenwert gelten. Deshalb sind Neider auch so empfindlich, wenn man auf ihr tiefer liegendes Motiv hinweist. Je neidischer ein Mensch ist, desto entschiedener wird er dies bestreiten.

Was mit der oft beschworenen »sozialen Gerechtigkeit« gemeint ist, bleibt unklar. Der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften Friedrich August von Hayek hat einmal bekannt: »Mehr als zehn Jahre lang habe ich mich intensiv damit befasst, den Sinn des Begriffs ›soziale Gerechtigkeit‹ herauszufinden … ich bin zu dem Schluss gelangt, dass für eine Gesellschaft freier Menschen dieses Wort überhaupt keinen Sinn hat.«

Friedrich A. von Hayek hat bereits darauf hingewiesen, dass die Einstellung, hohe Einkommen oder Gewinne als unnötig oder sozial unerwünscht zu bewerten, unter anderem auch »aus der Denkweise von Leuten (stammt), die gewöhnt sind, ihre Zeit für ein festes Gehalt oder feste Löhne zu verkaufen, und infolgedessen eine Entlohnung von so und so viel pro Zeiteinheit als das Normale ansehen«.

Wenn wir beim Beispiel des Fußballs bleiben, ist sofort ersichtlich, wozu eine Realisierung einer solchen Forderung führen würde. Nehmen wir an, der beste Spieler beim FC Bayern München dürfte nur noch 20-mal so viel bekommen wie der Platzwart. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müsste entweder das Gehalt des Platzwartes so stark angehoben werden, dass es den Verein finanziell in die Knie zwingen würde. Oder aber der Verein könnte künftig nur noch dritt- oder viertklassige Spieler engagieren und damit kein einziges Europapokal-Spiel mehr gewinnen. Ähnlich wäre es, wenn man für ein Unternehmen festlegen würde, der Vorstand dürfe nur noch das 20-Fache des Pförtners verdienen.

In der marxistischen Utopie gibt es kein Privateigentum an Produktionsmitteln mehr und damit auch keine Reichen. Obwohl die marxistische Utopie heute für manche Menschen wieder attraktiv ist, muss man doch feststellen, dass sie überall und in allen Varianten stets gescheitert ist.

Die Utopien einer Gesellschaft ohne Reiche haben in der Wirklichkeit niemals zu mehr Gerechtigkeit und Wohlstand geführt. Wo sie verwirklicht wurden, waren wirtschaftlicher Niedergang und Leid die Folgen.

»Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt. Ihr werdet den Arbeitern nicht helfen, indem ihr die ruiniert, die sie bezahlen. Ihr werdet keine Brüderlichkeit schaffen, indem ihr Klassenhass schürt. Ihr werdet den Armen nicht helfen, indem ihr die Reichen bekämpft.«

Doch nicht nur ungelernte Arbeiter sind von der Konkurrenz auf dem internationalen Markt betroffen, sondern zunehmend auch Teile der Mittelschicht in den entwickelten Ländern. Die Globalisierungskritik ist moralisch höchst fragwürdig. Der Wirtschaftsethiker Ulrich Chiwitt meint, diese Kritik sei »in Wahrheit nichts anderes als eine Verteidigungsstrategie jener Mittelschichten in den reichen Industrieländern, die Sorge haben, im Wettbewerb mit den Entwicklungsländern ihr Einkommen nicht mehr halten zu können«.

Die Vertreter der Globalisierungskritik sind vor allem Intellektuelle, die traditionell dem Kapitalismus kritisch gegenüberstehen und für die die »Globalisierung« nur eine von vielen verwerflichen Erscheinungen des Kapitalismus ist.

»Wer sich nicht weiterbildet und anstrengt, seine Qualifikation anzuheben, der wird sich schwertun, im Zeitalter der Globalisierung seinen Lebensstandard zu halten.«

»Die Gier beschränkt sich auch keineswegs auf die Bezieher hoher Einkommen. Wir finden sie überall, beim kleinen Angestellten ebenso wie beim Vorstandschef, beim Arbeitslosen ebenso wie beim Millionär. Nicht jeder, der es im Leben nicht zu Reichtum gebracht hat, ist deswegen frei von Gier, und natürlich ist nicht jeder Wohlhabende automatisch gierig, nur weil er wohlhabend ist.«

jedoch im öffentlichen Diskurs über die Reichen zu kurz. Nicht selten kann man von Politikern Forderungen nach einer höheren Besteuerung der Reichen hören, die damit begründet werden, »die Besserverdienenden sollten endlich auch mal einen Beitrag leisten«. Tatsache ist, dass sie das längst in überproportionaler Weise tun. In Deutschland zahlen jene 5 Prozent der Bürger, die am besten verdienen, 41,8 Prozent der Einkommensteuer und 10 Prozent der Steuerpflichtigen zahlen 54,4 Prozent der Einkommensteuer. Dagegen tragen 50 Prozent der Steuerpflichtigen nur 7,1 Prozent zur Einkommensteuer bei. Nimmt man die einkommensschwächsten und die einkommensstärksten 20 Prozent der Bundesbürger, so beträgt bei den schwächsten 20 Prozent der Bevölkerung die Transferleistung (also Hartz IV und andere staatliche Zahlungen) 45,7 Prozent ihres Nettoeinkommens. Bei den stärksten 20 Prozent ist die Bilanz negativ, sie bekommen 17,3 Prozent ihres Einkommens abgezwackt, um damit die Sozialtransfers für die schwächsten 20 Prozent zu finanzieren. Dass sich viele Reiche ärgern, wenn sie dennoch immer wieder pauschal als »gierig« und »unsozial« beschimpft werden, ist allzu verständlich.

»Die Macht des Unternehmers«, so der liberale Denker Hans F. Sennholz, »leitet sich von der souveränen Macht der Verbraucher her. Die Unterstützung erwächst ihm nicht aus überkommenen Vorrechten, Bräuchen und Traditionen, sondern ausschließlich aus seiner Fähigkeit, dem einzigen souveränen Herrscher der kapitalistischen Wirtschaft, dem Verbraucher, zu dienen. Wie gewaltig auch immer sein Reichtum und seine Macht erscheinen mögen, der Unternehmer muss auf die Launen und Wünsche der Käufer eingehen. Versäumt er das, geht er unter.«